Moskau - Mit Gasmasken und Transparenten haben Demonstranten
der oppositionellen liberalen Jabloko-Partei am Dienstag vor
der deutschen Botschaft gegen die Einfuhr von deutschem Atommull
nach Russland protestiert. Sie wollen die radioaktiven Abfalle,
die aus dem Ruckbau des einstigen DDR-Forschungsreaktors in
Rossendorf bei Dresden stammen, nicht in das Land hineinlassen.
In der Region im Ural, wohin der Transport gehen soll, wurden
die Menschen ohnehin bereits unter extrem hoher Strahlenbelastung
leiden, sagte Parteichef Sergej Mitrochin auf der von der
Miliz scharf bewachten Veranstaltung. Das sei die Folge einer
verbrecherischen Atompolitik Moskaus.
Sachsen, die den Transport der 951 abgebrannten Brennstabe
mit der staatlichen Atombehorde Rosatom vereinbart hatte und
die die Kosten dafur tragt, leiste "einen Beitrag zu
diesem Verbrechen". Insbesondere Russland, in dem die
Korruption grassiere, die Terrorgefahr und - wie jungst erlebt
- die Gefahr von Waldbranden gro? seien, durfe kein Ort fur
die Endlagerung radioaktiven Mulls sein, forderte Mitrochin.
Die russische Regierung sei nicht in der Lage, Sicherheitsgarantien
fur Transport, Verarbeitung und Endlagerung zu geben, hei?t
es in einem Schreiben an Bundeskanzlerin Angela Merkel, das
Mitrochin einem Botschaftsmitarbeiter ubergab. Darin wird
die Bundesregierung aufgefordert, ihr Veto gegen den Transport
einzulegen.
Allerdings existiert eine prinzipielle Vereinbarung zwischen
beiden Regierungen, dass Russland verpflichtet ist, Abfalle
wieder zuruckzunehmen, die aus sowjetischen Reaktoren stammen.
Der Reaktor in Rossendorf ist ein sowjetisches Produkt. Doch
Mitrochin gibt sich kampferisch. Man habe per Gerichtsbeschluss
bereits die Einfuhr von derlei Mull aus Ungarn verhindern
konnen.
Auch im nordrhein-westfalischen Ahaus, wo die Brennstabe seit
2005 lagern, regt sich Widerspruch gegen den Transport. "Wir
sind fur die nationale Verantwortung bei der Atommulllagerung.
Wir sind gegen jegliche Atommullverschiebung", erklarte
die Initiative "Kein Atommull in Ahaus".
See also:
The
original: DIE WELT: 25.08.10 Proteste gegen Atommülltransport
vor deutscher Botschaft in Moskau. Von Manfred Quiring
Nuclear
Safety
|